Internationale Arbeitsteilung und die Globalisierung erfordern zwangsläufig den Transport von Gütern. Rund 90 % der Exportgüter werden zwischen den Kontinenten mit dem Schiff transportiert. Die Alternative per Flugzeug ist in ihrer Kapazität, den Kosten und der CO₂-Bilanz stark unterlegen. Vor diesem Hintergrund sollten Investitionen in Schiffe, trotz mehrjähriger Krise, nicht gänzlich abgeschrieben werden. Mit der Anlandung der Containerriesen in Tiefseewasserhäfen beginnt im Anschluss die Verteilung der Container im Binnenland oder der Weitertransport über Landesgrenzen hinweg auf dem Kontinent. Um das Straßen- und Wegenetz, insbesondere in Deutschland, zu entlasten und Treibhausgase zu vermeiden, ist das politische (europäische) Ziel, den Transport von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Gerade Deutschland im Herzen Europas ist das Transporttransitland schlechthin. Entsprechend belastet, vielmehr überlastet, ist das deutsche Autobahnnetz. Man müsste meinen, dass Berlin nunmehr das Schienennetz ertüchtigen und ausbauen will. Dies wäre auch dringend nötig, denn durch den einstigen unheilvollen Plan die Deutsche Bahn an die Börse bringen zu wollen, wurde das Schienennetz kaputt gespart. Die Auswirkungen sind heute spürbar. Und Bahnländer wie die Schweiz oder Österreich brauchen belastbare Anschlussgleise auf deutscher Seite. Deutschland steht seit Jahren in der Kritik wegen seines schleppenden Netzausbaus. In der Tat teilen sich sehr häufig Regional-, IC- und ICE sowie Güterzüge ein und dasselbe Gleis. Länder wie Frankreich, Italien, Spanien oder die Schweiz haben intelligentere Lösungen gefunden. Der Verein Allianz Pro Schiene hat recherchiert und festgestellt, dass das deutsche Schienennetz in den letzten zehn Jahren um 14,9 % geschrumpft ist. Man hätte eigentlich das Gegenteil erwarten dürfen. Ohne ausreichende Bahnnetzkapazitäten kein verlässlicher Bahnverkehr. Da Deutschland auch als Bahntransitland herhalten muss, ist der Güterverkehr im besagten Zeitraum um 83,4 % gestiegen. Auch der Personenverkehr ist um 43,7 % angewachsen. Zunächst einmal gute Zahlen in Sachen Bahnnutzung. Nur: die verbliebenen deutschen Schienen sind einer hohen Belastung bei gleichzeitig nur mittelmäßiger Instandhaltung ausgesetzt. Mittelfristig kann das nicht mehr gut gehen. Und die deutsche Politik legt dem Schienengüterverkehr weitere Steine in den Weg. Nicht verwunderlich ist, dass der LKW-Transport in Deutschland im Vergleich zum Bahntransport um 72 % gewachsen ist, während die Mehrleistung bei der Bahn gerade bei einem Viertel dessen lag. Und kürzlich wurde bekannt, dass die Trassenpreise für Güterzüge deutlich erhöht werden. Der Hessische Rundfunk hat hierzu einen sehr aufschlussreichen Beitrag ausgesendet: https://youtu.be/ykS37dRjCpw?si=7BAYylbxTQ2cPQEd Die deutsche Verkehrspolitik hat die Bahn aufs Abstellgleis gestellt. Sie sollte sich anstrengen, den Zug wieder aufs Hauptfahrgleis zu bekommen. Stellhebel wären hierfür der Netzausbau, Schnellfahrnetze für IC- und ICE-Züge, Netzmodernisierungen, Instandhaltungen und Trassenpreissenkungen. Denn nur so kann eine ernstgemeinte Verkehrswende und die Verlagerung von mehr Gütern auf die Schiene gelingen.
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