Der Wahlsieg Donald Trumps ist bei nüchterner Betrachtung vor allem eine Niederlage weniger für die Demokraten als vielmehr für Europa. Mit der Ära Trumps bricht eine neue Eiszeit für Europa an. Unterschiedliche politische Strömungen und Ansichten, geldpolitische Vorstellungen sowie kriegerische Auseinandersetzungen machen es Amerika nicht schwer, einen geschwächten europäischen Kontinent wie Schlachtvieh in den nächsten Jahren genüsslich vor sich herzutreiben. Donald Trump hat schon in seiner ersten Präsidentschaft gezeigt, dass er seine Projekte umzusetzen weiß, auch wenn nicht alles erreicht worden ist. Mit Mehrheiten im Senat und Repräsentantenhaus sieht es dieses Mal aber anders aus. Die USA werden all das in die Wege leiten, wozu die EU nicht willens oder in der Lage ist: Steuersenkungen, Deregulierungen, Stärkung der heimischen Wirtschaft und die Beendigung von Kriegen. Insbesondere der Ukraine-Krieg wurde zum Offenbarungseid für die Schwäche Europas. Washington wird beenden, wozu Brüssel nicht im Stande ist. Im Gegenzug wird Trump die NATO-Mitgliedsländer stärker in die Pflicht nehmen und US-Mittel drastisch zusammenstreichen. Trump wird der NATO und Europa beibringen, wieder mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. Gleichwohl der Ukraine-Krieg aus amerikanischer Sicht noch weiter laufen könnte: exorbitant hohe Leasingraten für amerikanisches Kriegsmaterial und Schwächung Europas. Doch Trump denkt weiter. Mittelfristig will er Russland wieder für sich gewinnen, um einen Gegenpol und Verbündeten gegenüber China zu schaffen, während Europa immer stärker ausgegrenzt wird. Und die Sicherung von Rohstoffen war noch nie verkehrt. Ein Punkt, den Europa bis heute nicht wirklich verstanden hat. Auf der anderen Seite hat sich die finanzielle Lage in den USA seit Trumps erster Amtszeit erheblich verschlechtert: die Staatsverschuldung stieg von knapp 20 Billionen US-Dollar im Jahr 2016 auf fast 36 Billionen US-$, während sich das jährliche Haushaltsdefizit von 665 Mrd. US-$ auf über 2 Billionen US-$ verdreifachte. Die US-Notenbank hat die Leitzinsen seitdem stark angehoben, was die Finanzierung der Staatsverschuldung deutlich verteuert. Dies ist eine schlechte Ausgangssituation für die US-Wirtschaft und für die neue Amtszeit von Donald Trump. Allerdings können sich die USA weltweit refinanzieren und der bevorstehende Wachstumsschub lässt die Verschuldungssituation beherrschbar erscheinen. Erklärtes Ziel Trumps ist zudem, die US-Wirtschaft kräftig auszubauen und europäische Unternehmen zu amerikanischen zu machen, was gerade bei deutschen Firmen, angesichts sehr hoher Energiekosten und einer dysfunktionalen Infrastruktur, nicht sonderlich schwer fällt. Während in Deutschland der Weg der Deindustrialisierung beschritten wird, baut die US-Politik ihre Wirtschaftsbasis aus. Speziell die (deutsche) Automobilindustrie wird unter den angekündigten US-Handelszöllen und der protektionistischen Politik leiden und stärker abwandern (müssen). Der emeritierte Wirtschaftsprofessor Hans-Werner Sinn fürchtet vor allem einen schwächelnden Euro, wenn Donald Trump seine Zoll-Fantasien wahr werden lässt. Der Lebensstandard in Europa wird seiner Ansicht nach leiden. Gerade Deutschland galt lange Zeit als verlässlicher transatlantischer Bündnispartner und als größte Volkswirtschaft in Europa als dessen Sprachrohr. Aktuell befindet sich das Land in einer schweren Sinnkrise mit wegbrechendem Geschäftsmodell auf Grund einer Reihe von politischen Fehlentscheidungen und ideologischer Führung. Aber auch Frankreich als zweitgrößte europäische Volkswirtschaft wankt. Die USA werden diese Situation gezielt ausnutzen. Sollte Europa überhaupt noch einmal das Ruder herumreißen können, wird es zu spät sein. Die amerikanische Schlagzahl überfordert Brüsseler…
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