DER Minenräumer im Sachwert- und Finanzmarkt

Pflegeinvestitionsmarkt Deutschland – ein zweischneidiges Schwert

Investitionen in den Pflegemarkt in Deutschland können ein spannendes Investment sein. Allerdings liegen Spannungen auch immer zwischen zwei Polen. Positiver Pol sind die Vergreisung der Republik, der Anstieg der Pflegebedürftigen und der Zusatz- und Ergänzungsbedarf an Pflegeeinrichtungen. Auf den vorangegangen Artikel mit den genauen Zahlen wird verwiesen. Negativer Pol sind ein nicht durchfinanziertes Sozialsystem und deutlich strukturelle Defizite im Pflegesystem sowie Überregulierung und ausufernde Bürokratie. Nicht verwunderlich ist, dass spezialisierte Anbieter für Investitionen in deutsche Pflegeimmobilien rar gesät sind. Das Haus Verifort hat sich dem Thema seit einigen Jahren angenommen und offeriert mit dem Verifort HC2 bereits das zweite Produkt in diesem Segment. Allerdings überschnitt sich die Konzeptionierung und jetzige Platzierungsphase mit exogenen Ereignissen wie dem seit Mitte 2022 starken Inflationsanstieg, großflächigen Betreiberinsolvenzen und deutlich zu Tage getretenen Mängeln im deutschen Pflegesystem, insbesondere was Kostenerstattungen anbelangt. Zu der Verantwortung eines Initiators gehört es nach Meinung von #lsisachwertanalyse, Produkte bei sich stark veränderten Rahmenbedingungen wieder vom Markt zu nehmen oder entsprechend nachzujustieren. Das wurde allerdings bis dato beim Verifort HC2 versäumt. Während das Haus das Erbe der einstigen fairvesta-Fonds sehr engagiert und erfolgreich angeht, könnten am langen Ende wieder neue Probleme entstehen. Denn angesichts überschaubarer Investitionskostenzuschüsse des Sozialversicherungsträger bieten Pflegeimmobilien nur eine überschaubare Mietrendite und einen bedingten Inflationsschutz. Maßgeblich ist, dass der Betreiber die indexierten Mieten auch langfristig zahlen kann und nicht übermorgen beim Insolvenzgericht vorstellig wird. Denn dann gibt es erst einmal gar keine Zahlungen mehr. Weiterhin können sich aus veränderten Bestimmungen der Heimmindestbauverordnung, energetischen Vorgaben oder anderen Landesgesetzen schnell negative Wertänderungen für Pflegeimmobilien ergeben. Oder umgekehrt zusätzliche hohe Investitionskosten. Daher passen eine offerierte Ausschüttungsrendite von 2,5 – 3,5 % p.a. bei unübersehbaren Betreiberrisiken, einer wieder erstarkten Tages- und Festgeldkonkurrenz mit ähnlichen Renditen aber mit staatlicher Einlagensicherung und einem Sozialsystem, dass auf tönernen Füßen gebaut ist, einfach nicht zusammen. Für Privatanleger ist das Risiko zu groß. Eingangs wurde angemerkt, dass Investitionen in Pflegeeinrichtungen spannend sein können. Allerdings muss man ja auch nicht jeden Nervenkitzel mitmachen.

 

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