DER Minenräumer im Sachwert- und Finanzmarkt

Die deutsche Wirtschaft und der DAX

Es vergeht kaum ein Tag in den sozialen Medien und in -mittlerweile auch internationalen- Zeitungen, in denen nicht über den bedauernswerten Zustand der Infrastruktur, aber auch den Politik-, Verwaltungs- und Justizapparat in Deutschland gesprochen wird. Selbst die öffentlich-rechtliche Medienlandschaft kann sich dem nicht mehr entziehen. Dass das Land überhaupt noch funktioniert, grenzt an ein Wunder. Aber bei genauerer Betrachtung funktioniert es in vielen Bereichen nicht mehr. Die volkswirtschaftlichen Schäden durch marode Brücken, Verkehrsstaus, Bürokratie, lahme Verwaltung, fehlende Digitalisierung, zunehmende Rechtsunsicherheit oder zumindest Rechtswirrwarr wie etwa bei der Mietpreisbremse bzw. -deckelung und ideologiegetriebenen Gebäudeenergiegesetzen, etc. provozieren Schäden in Milliardenhöhe. Wertschöpfungsketten verlagern sich zwangsläufig woanders hin und lassen die deutsche Bevölkerung ärmer zurück. Die sich verschlechternden Standortbedingungen hinterlassen seit Jahren Spuren in der deutschen Wirtschaft. Folgt man den Ausführungen des Wirtschaftsprofessors Hans-Werner Sinn, so sinkt die Industrieproduktion und die des verarbeitenden Gewerbes bereits seit 2018. Etwaige Pandemien waren also nicht der Auslöser, allenfalls der Brandbeschleuniger. Betrachtet man etwa den frei handelbaren Beteiligungssektor in Form von Aktien, so muss man konstatieren, dass frühere sog. Witwen- und Waisenpapier, vor allem Gesundheits-, Chemie-, Versorgungs- und Infrastrukturunternehmen, z.B. E.ON, RWE, Fresenius, BASF, Bayer oder auch familiendominierte Unternehmen wie Henkel die Anteilseigner heute zu Witwen und Waisen machen. Und dass, obwohl die Konzerne weltweit operieren und Umsätze in allen Teilen der Welt generieren. Das Trauerspiel ihrer Aktienkursverläufe hängt dann doch zu einem Teil mit Deutschland als Konzernsitzland zusammen. Denn das hiesige Steuer- und Sozialabgabensystem erweist sich im internationalen Wettbewerb als extrem nachteilig, schmälert es doch stark die Gewinne, die fundamental betrachtet, abdiskontiert den langfristigen Aktienkurs definieren. Und dazu gesellt sich dann noch der bremsende Effekt mit der maroden Infrastruktur und den vielen dysfunktionalen Bereichen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass in den Börsennachrichten immer noch die vermeintliche Stärke der deutschen Wirtschaft anhand des Aktienindex DAX herausgestellt wird. Hier lohnt sich ein Blick hinter die Berechnungsmethode. Der DAX ist einer der weinigen Indices weltweit, der als Performance-Index betrachtet wird. Das bedeutet, dass die ausgeschütteten Dividenden wieder eingerechnet, also wieder angelegt werden. Wichtige Barometer wie der Dow Jones, S&P 500 oder der Euro STOXX 50 werden ohne diese Wiederanlageeffekt als Kursindex berechnet. Eine wesentlich aussagekräftigere und nüchternere Betrachtung. Würde man dies auch auf den DAX anwenden, so erkennt man, dass dieser aktuell auf dem geleichen Niveau wie 2018 bzw. 2015 notiert. Das Barometer wird entsprechend dividendenmäßig optimiert, um das Trauerspiel dahinter zu kaschieren. Die deutsche Wirtschaft hat demnach seit Jahren strukturelle Probleme. Daher Augen auf beim Aktienkauf, der Wahl des Landes und der Indexberechnungsweise. Denn wer möchte sich schon geschönte Investments ins Aktienportefeuille legen?

 

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